Mufasa: Der König der Löwen
Im Kino: Das Prequel zum bekannten Animationsfilm. Starker Optik stehen Schwächen in den Musikstücken und der Figuren-Zeichnung gegenüber.
Immer wieder greift die Pfote nach der des Freundes: Der junge und später ältere Löwe Mufasa gerät immer wieder in brenzlige Situationen, und es liegt am gleichaltrigen Taka, ihn jedes Mal zu retten. Als Zuschauer*in kennt man diese Nahaufnahmen gut: Sie kommen auch schon in den Vorgängerfilmen – dem Zeichentrick- wie auch dem Live-Action-Film „Der König der Löwen“ (1994 respektive 2019) – vor, wenn Mufasa sich vor einer Herde wildgewordener Gnus an den Hang rettet, Taka, der sich nun Scar nennt, ihm helfen könnte, ihn dann aber in den Tod stößt.
Der ebenfalls als Live-Action inszenierte „Mufasa: Der König der Löwen“ (im Folgenden „Mufasa“) erzählt nun die Vorgeschichte um die beiden Löwenmänner: von ihrem Kennenlernen, ihrer Freundschaft und ihrer Entzweiung. Der Film hat beide Löwen im Blick: Taka, der ängstliche Sohn des Löwenkönigs Obasi, der sich sehnlichst einen Bruder wünscht und diesen im verlorengegangenen Mufasa findet. Und Mufasa, der mutiger und verantwortungsbewusster ist als Taka, der als Fremder von Obasi verachtet wird, bei den Löwinnen aufwächst und keinen Anspruch auf Führung hat.
Wie auch schon in „Der König der Löwen“ lotet auch „Mufasa“ in seiner Figurenkonstellation die verschiedenen Vater-Sohn-Beziehungen aus, wobei die Mütter beziehungsweise Frauen stärker in den Blick rücken: Während Taka sich von Geburt an als Thronfolger vor seinem Vater beweisen muss, für den vor allem Macht und Gewinnertum zählen, entstammt Mufasa einer liebevollen Familie – der nicht an Bedingungen geknüpfte Stolz seiner Eltern (und nicht nur des Vaters Masego) trägt ihn von Kind an. Als er durch ein plötzliches Unwetter von seinen Eltern getrennt wird, geht er nicht nur räumlich, sondern auch sozial verloren. Mufasa ist auf sich alleingestellt.
Durch Zufall stößt er auf Taka, der ihn vor Krokodilen rettet und mit nach Hause zu seinem Rudel nimmt. Vater Obasi ist eben nicht erfreut: Für ihn ist der Heimatlose ein Beutetier, es zählt nur seine Familie, die Blutsverwandtschaft, und das macht er von Beginn an deutlich. Takas Mutter Eshe hingegen ist fürsorglich und nimmt sich Mufasas an – aus Nächstenliebe, aber auch weil sie spürt, dass Mufasa ein besonderer Löwenjunge ist. Von Eshe schließlich lernt Mufasa alle Fertigkeiten, die ihm später helfen werden, ein schlauer, weiser und guter Herrscher zu werden. Dadurch wird schnell deutlich, dass die Königsfrage – wer wird einmal Obasis Nachfolger werden – wegweisend ist für die Beziehung zwischen Taka und Mufasa.
In die Haupthandlung integriert „Mufasa“ den Plot um eine Gruppe gesetzloser weißer Löwen, die das Rudel jagen und auslöschen wollen. Beim ersten Angriff der weißen Löwen tötet Mufasa den Sohn von Anführer Kiros. Deshalb schickt Eshe die beiden jungen Löwen fort, um das Überleben der Familie zu sichern. Aber natürlich folgen die Schurken den beiden und liefern sich mit ihnen immer wieder spannungsgeladene Kämpfe. Diese sorgen auch für weitaus mehr actionreichere und zum Teil furchteinflößende Szenen als im Vorgängerfilm.
Auf ihrer Flucht vor den Bösewichten treffen Taka und Mufasa auf Sarabi, Zazu und Rafiki und bilden zusammen eine Reisegruppe mit dem Ziel Milele. Von diesem sagenumwobenen Land haben Mufasas Eltern einst geschwärmt, und dieses will er nun gemeinsam mit den Gefährten finden.
Erzählt wird aus der Sicht des weisen Mandrill Rafiki. In der dargestellten Rahmenhandlung wacht er in einer Sturmnacht – zusammen mit Warzenschwein Pumbaa und Erdmännchen Timon – über Mufasas Enkelin Kiara, während ihre Eltern Simba und Nala (die Protagonisten aus „Der König der Löwen“) mit der Geburt des zweiten Löwenkindes beschäftigt sind. Rahmengeschichten sind an sich eine nützliche Sache, weil sie das erzählte Geschehen in Bezug setzen und ihr eben einen Rahmen geben. Im Fall von „Mufasa“ aber wechselt der Blick zu oft von der Erzählung zur Rahmenhandlung, und diese Unterbrechungen – allen voran die bemühten Witze der Publikumslieblinge Pumbaa und Timon, die an das originelle Sequel „Der König der Löwen 3 – Hakuna Matata“ erinnern – stören allerdings den Fluss und verhindern, dass man in die Geschichte um Mufasa eintaucht, mit ihm mitfühlt, sich identifiziert. Gerade das, was „Der König der Löwen“ so berührend gemacht hat, wird einem hier verweigert – und das ist schade.
Ebenso wenig gelingen die Musikstücke in „Mufasa“. Wie auch der Vorgänger ist der Film als Musicalfilm angelegt, doch die Lieder sind einfach nicht so eingängig, so ansprechend und so bewegend wie zuvor. Hinzu kommt eine allzu dramatische Orchestermusik, die fast durchgängig über dem Film liegt.
Besonders gelungen ist dagegen die fotorealistische Animation des Films: Noch realitätsnaher als in „Der König der Löwen“ (2019) bildet sie das präsentierte Geschehen ab, erzeugt – mal mehr, mal weniger gut – den Eindruck von realen Tieren, die da nicht nur durchs Bild gehen, rennen, springen und fliegen, sondern auch Gefühle haben und diese in ihren Gesichtern, in ihrer Gestik und Mimik zeigen.
Etwas allzu plakativ werden die Botschaften des Films auf die Leinwand geschleudert: Mufasa ist der positiv besetzte Herrscher, was auch am Einfluss der Löwinnen auf seine Persönlichkeitsentwicklung liegt, Taka wird im Lauf des Films zu Scar, die weißen Löwen sind – auch in ihrem totalitären Anspruch – als das Böse gekennzeichnet. Wenn man sie ihre Weltsicht erklären hört oder Mufasa später seine Rede an die Tiere in Milele beginnt, kommt man nicht umhin, politische Anspielungen zu identifizieren. Da hätte eine subtilere Darstellung gutgetan. Denn man verliert etwas aus dem Blick, dass es ja vor allem um eins geht: Um die Geschichte, wie sich Taka zu Scar entwickelte und Mufasa zum König der Löwen wurde. Dass mit Mufasa ein großer König später stirbt, Simba zwar in seine großen Pfotenspuren tritt, aber die Zukunft der Herrschaft in weiblicher Hand liegt, das liegt über den gesamten Film in der Luft und kündigt auch die Großaufnahme von Simbas Tochter Kiara am Ende an.
Verena Schmöller
Mufasa: The Lion King - USA 2024, Regie: Barry Jenkins, Kinostart: 19.12.2024, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 10 Jahren, Laufzeit: 118 Min., Buch: Jeff Nathanson, Kamera: James Laxton, Schnitt: Joi McMillon, Musik: Dave Metzger, Produktion: Mark Ceryak, Genevieve Hofmeyr, Adele Romanski, Verleih: Walt Disney Germany, Besetzung: Arne Stephan (Mufasa), Wincent Weiss (Taka / Scar), Toni Wegewitz (Mufasa jung), Bryan Abubakari (Taka jung), Yvonne Greitzke (Sarabi), Achim Buch (Kiros) u. a.
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