Tod dem Bikini!
In der ARTE-Mediathek: Lili sieht es nicht ein, neuerdings einen Bikini tragen zu sollen. Das müssen ihre Jungsfreunde schließlich auch nicht!
Lili ist zehn geworden und prompt versuchen ihre Eltern ihr einen Bikini schmackhaft zu machen – zum nächsten Schulausflug ins Spaßbad soll sie lieber einen anziehen, bevor sie noch aneckt. Aber Lili hat die besseren Argumente – noch ohne Brüste braucht sie nichts zu verdecken und überhaupt ist es eine schreiende Ungerechtigkeit, dass ihre männlichen Freunde dieses Problem nie haben werden.
Lili kämpft entschlossen gegen die Einschränkung namens Bikini an und kann sich der überraschenden Unterstützung durch ihre Kumpel zum Glück sicher sein.
„Tod dem Bikini“ ist ein kurzer, spaßiger Film zu einem wichtigen Thema, das er aber mit viel Leichtigkeit behandelt.
Lili ist eine wunderbare weibliche Hauptfigur; ein wildes und unangepasstes Mädchen, das frech allen Vorurteilen ins Gesicht lacht und bei allen Abenteuern ganz vorn mit dabei ist: Gleich in der ersten Szene schlägt sie sich bei einer Wasserschlacht die Lippe auf und als die Mutter mit ihr einen Bikini kaufen gehen will, hängt sie lieber heimlich mit ihrer Jungs-Gang ab.
Als sie schließlich doch in der Umkleidekabine landet, ist sie dort umringt von Fotos von Bikinimodels und visuell wird ganz klar, wie wenig dieses unangepasste Kind und dieses austauschbar-sexy Frauenbild miteinander zu tun haben.
Die Eltern sind eigentlich entspannte, zugewandte und moderne Eltern, die sich aber trotzdem aufgrund des allgemeinen sozialen Drucks Sorgen machen und diesen Druck leider recht ungefiltert an ihre Tochter weitergeben. Als der Vater abends nochmal mit Lili spricht, wirkt er sehr verständnisvoll, macht ihr aber unmissverständlich klar, wie wenig es braucht, um anzuecken und sofort ausgegrenzt zu werden.
Auf viele Weisen thematisiert der Film Genderstereotype und sensibilisiert dabei für die schwierige Phase der frühen Pubertät.
Lili ist eigentlich sehr zufrieden und entspannt mit sich und ihrem sportlichen Körper, aber wenn ihre Freunde sie ungeschickt damit ärgern, ob sie ihre Tage hätte oder alle sie mit dem Bikini stressen, wird selbst sie verständlicher Weise durchaus zwischendurch auch mal verunsichert. Da stellt sich der Zuschauer automatisch die wichtige Frage, wie es da erst den vielen Mädchen geht, die nicht sowieso so frei und willensstark wie Lili sind?
Zum Glück findet „Tod dem Bikini!“ ein dem Humor angemessenes Bild, wie Lili am Ende mit all ihren Facetten von den männlichen Freunden angenommen und bedingungslos in ihrem Problem unterstützt wird. Dieses überraschende happy end macht Hoffnung, dass auch Mädchen in Zukunft noch freier über ihre Körper entscheiden dürfen und es immer weniger um Geschlechterklischees gehen muss.
Esther Kaufmann
A mort le bikini! - Kanada 2023, Regie: Justine Gauthier, Homevideostart: 01.07.2024, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 10 Jahren, Laufzeit: 16 Min., Buch: Justine Gauthier, Kamera: Gabrielle Bergeron, Schnitt: Marie-Pier Grignon, Musik: Viviane Audet, Robin-Joël, Besetzung: Mia Garnier, Etienne Cardin, Aksel Leblanc, Olivier Leblanc, Johnnovan Jobin, Eve Pressault, Eric Robidoux
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