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Das Geheimnis der Perlimps

Claé und Bruô sind Geheimagent*innen, die einen verzauberten Wald retten wollen und dafür die mysteriösen Perlimps zu Hilfe holen müssen.

„Das Geheimnis der Perlimps“ (Alê Abreu, 2022) ist ein visuell ungewöhnlicher und auch dramaturgisch durchaus gewöhnungsbedürftiger Film. Es geht um die zwei tierischen Geheimagent*innen Claé und Bruô, die aus verschiedenen Reichen kommen und beide versuchen, einen verzauberten Wald vor den bösen Riesen und ihrer geplanten Großen Welle zu retten.

Dabei hat jeder seine eigene Art, an die große Aufgabe heranzugehen: Claé ist immer vorneweg und sehr mutig bis waghalsig, Bruô kann dafür super Codes entschlüsseln und besonnen meditieren. Zunächst streiten sie sich um einen Konnektor, mit dessen Hilfe sie die sagenumwobenen Perlimps kontaktieren wollen. Und auch die martialischen Riesen machen es ihnen schwer, da sie dauernd vor deren brutalen Maschinen fliehen müssen.

Im Lauf der Handlung entdecken sie noch einen ehemaligen Doppelagenten und eine vergessene Stadt, allerdings wirkt ihr Handeln wenig zielgerichtet und sie rennen eigentlich andauernd vor irgendetwas weg oder einem Hinweis hinterher. Die Perlimps finden sie nicht, dafür entdecken sie aber ihre gegenseitigen Geheimnisse.

Leider bleibt es sehr unklar, was eigentlich ihr Plan ist und die Handlung erscheint etwas wirr-wiederholend und dadurch stellenweise auch zäh. Das Mysteriöse an der Geschichte wird hier manchmal spannend und manchmal irritierend umgesetzt. Das liegt auch an den sehr geheimnisvollen Dialogen, die meist mehr Fragen aufwerfen als klären. Gerade das Ende stellt noch mal alles auf den Kopf und verkörpert diese Mischung aus Faszination für ein großes Geheimnis und Irritation über dramaturgische Leerstellen.

Visuell findet Alê Abreu teilweise sehr poetische und wunderschön anzusehende Bilder für die Reise im verzauberten Wald und man kann sich in der Fantasiewelt regelrecht meditiativ verlieren. Gleichzeitig wirkt die Animation sehr statisch und minimalistisch, was auf Dauer eine ungewohnte Ruhe und gleichzeitig anstrengende Starre reinbringt.

Es ist auch der Soundtrack, der die bösen Riesen sehr krass zeichnet und insgesamt ist der Film für jüngere Kinder einfach zu wenig zugänglich und verständlich aufgebaut, während Ältere vielleicht gerne miträtseln und philosophieren, was es mit den märchenhaften Perlimps und den Agent*innen auf sich hat.

Für die Zuschauer*innen ist wiederum ganz schnell klar, dass die Riesen mit ihren Maschinen, Fabriken und Städten offensichtlich eine Metapher für die Menschen sind und es hier um unsere Zerstörung der Natur geht. Das wirkt wiederum so offensichtlich und vermittelt wenig Neues - Waldzerstörung ist ja in vielen Tierfabeln für Kinder in Literatur und Film ein sehr gängiges Motiv -, dass hier noch Luft für einen etwas innovativeren Ansatz zum Thema Umwelt gewesen wäre und die Chance, wirklich aufzurütteln, höchstens auf der emotionalen Ebene ergriffen wurde.

„Das Geheimnis der Perlimps“ ist auf jeden Fall ein kontroverser, außergewöhnlich gemachter Film, bei dem es mehr um Botschaft und Stimmung geht als um klassische narrative Elemente.

 Esther Kaufmann

© Film Verleih Gruppe
9+

Brasilien 2024, Regie: Alê Abreu, Kinostart: 19.09.2024, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 9 Jahren, Laufzeit: 80 Min., Buch: Alê Abreu, Kamera: , Schnitt: Alê Abreu, Musik: André Hosoi, Produktion: Buriti Filmes, Sony Pictures, Globo Filmes, Gloob, Verleih: Film Verleih Gruppe

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