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100% Coco in New York

In der KiKA-Mediathek: „Style Tiger‟ ist zurück. Aber der Schauplatz stiehlt der jungen Modedesignerin in diesem Sequel die Show.

Was für eine Überraschung! Anstatt die Sommerferien mit ihrer Mutter und deren Freund in einem langweiligen Campingurlaub in den Niederlanden zu verbringen, ist für Coco New York angesagt! An der renommierten Runway Summerschool in New York darf die modebegeisterte Coco ein Feriensemester absolvieren. Als „Style Tiger‟ hat die junge Modedesignerin mit ihrem Fashion Blog sogar internationale Berühmtheit erreicht. Jedenfalls kennt ihn auch Apple, eine Mitschülerin an der Runway School, mit der Coco sich sofort anfreundet.

Mode und New York sind knifflige Themen, um darüber einen wertfreien, objektiven Film zu drehen. So tappt auch diese Inszenierung von Ruud Schuurmann, die die Geschichte der Figuren aus „100% Coco“ (2017, Tessa Schram) weiterführt, in die klassischen Klischeefallen. In Cocos Klasse ist wie zu erwarten eine arrogante Schülerin, die sich sofort erfolgreich an den Lehrer ranschmeißt, sich „Star“ nennt und es aus unerfindlichen Gründen von Anfang an auf Coco abgesehen hat und deren Ideen klaut. Wir kennen das bereits aus dem ersten Film, in dem die böse Amanda Cocos Kreation gestohlen hatte. Dieses Erzählmuster wiederholt sich hier und ist auch beim zweiten Mal nun wirklich nicht sonderlich originell.

Staunend streift die jugendliche Coco durch New York, wo eine hippe Person nach der anderen zu sehen ist und sich große Modelabels in der 5th Avenue aneinanderreihen. Zum Glück hat sie Apple, die mit ihr durch die Straßen zieht und alle New Yorker Highlights abarbeitet. Die Metropole ist zweifellos eine tolle Kulisse, mehr aber auch nicht. Man hat das Gefühl, New York wird hier über den Catwalk geschoben. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Central Park, Queensboro Bridge und so weiter und so fort. Für die Kamera ist es verführerisch, sich der Skyline und den Lichtern des Times Square hinzugeben. Aber wenn die Bilder nicht mehr bewirken als ein Staunen, ist das nur ein billiger Effekt, inszeniert wie ein Reklamespot.

Neben dieser glatten Oberfläche folgt die Dramaturgie der Logik einer Soap Opera. Vor ihrer Abreise hatte Cocos Freund Bruno sich und ihr über die Ferien quasi einen Freibrief erstellt. Sie sollten beide einfach Spaß haben, er in Portugal, sie in New York. Also tritt in New York Apples Bruder Rocco auf den Plan, um für emotionale Verwirrung zu sorgen. Er fährt in einem roten Ford Mustang Cabriolet vor – cooler Boy in Lederjacke, cooler Oldtimer-Schlitten und Coco ist hin und weg. Das ist so billig, das man an eine Persiflage glauben möchte, aber es ist ernst gemeint. Cocos Freundin Apple bewohnt ein farbenprächtiges Loft, das sich Normalverdienende niemals leisten können. Aber damit nicht genug, denn nach seiner Portugalreise fliegt Bruno kurzerhand Coco hinterher, um sich bei ihr zu entschuldigen. Schließlich wird dem wiedervereinten Liebespaar noch ein Helikopterflug spendiert, um mit ihnen jetzt aber wirklich ein allerletztes Mal auf New York blicken können, diesmal eben von oben.

Die Werte, die hier vermittelt werden, sind jenseits der Realität, in der die meisten Zuschauer*innen vor ihren TV-Geräten leben. Möglicherweise wäre das alles besser zu ertragen, wenn uns Coco nicht die ganze Zeit aus dem Off an ihren Gedanken teilhaben ließe. Sie kommentiert wirklich alles, was ihr widerfährt, damit nichts von dieser simpel gestrickten Story verlorengeht. „Hat er gerade mit mir Schluss gemacht?“, „Wow, hier wohnen wir also diesen Monat, unsere eigene Wohnung in New York City!“ und immer so weiter. Der Regisseur vertraut offensichtlich weder seinen Bildern noch seinen Darsteller*innen, denn Cocos Kommentare lassen keine eigenen Interpretationen zu, sondern nehmen uns an die Hand, als könnten wir nicht selbstständig sehen und denken.

So ist „100% Coco in New York“ nur eine sehr vage Erinnerung an den ersten Film, in dem es um Themen wie Mobbing und Selbstfindung ging, die für Jugendliche wirklich relevant sind. Der Qualitätssturz mag mit dem Regiewechsel zu tun haben. Außerdem hatte „100% Coco“ noch das gleichnamige Buch von Niki Smit zur Vorlage, während die Fortsetzung lediglich Motiven daraus folgt.

Katrin Hoffmann

 

© NDR/Pief Weyman
10+
Spielfilm

100% Coco New York - Niederlande 2019, Regie: Ruud Schuurman, Homevideostart: 29.12.2021, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 10 Jahren, Laufzeit: Min., Buch: , Kamera: , Schnitt: , Musik: , Produktion: , Verleih: , Besetzung: Laufzeit: 82 Min. Buch: Anne-Louise Verboon, Niki Smit, Anna Pauwels, nach Motiven des Romans „100% Coco“ von Niki Smit. Kamera: Hidde Boorsma. Musik: Roel Gommans, Jules Reivers. Schnitt: Joost van de Wetering. Produktion: om de Mol Productions, Nickelodeon, Interstellar Pictures, Constantin Film. Plattform: KiKA. Darsteller*innen: Nola Kemper (Coco), Genelva Krind (Apple), Ethan Allington (Rocco), Valentijn Avé (Bruno), Lottie Hellingman (Cocos Mutter) u. a.

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