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Wildhexe

Prächtige Cinemascope-Bilder, unheimliche Szenen und eine Geschichte über Selbstvertrauen: Die erste Verfilmung der gleichnamigen Buchreihe.

Langsam bahnt sich eine schemenhafte, in ein dunkles Gewand gehüllte Gestalt ihren Weg durch die karge, verschneite Landschaft. Eine Stimme, die so eisig klingt wie das Grab, aus dem sie kommt, ruft sie zu sich. Die Wildhexe sei nun bereit, sagt sie. Und sie brauche ihr Blut, um ihrem Gefängnis endlich entkommen zu können.

Schon in der ersten Szene setzt Kaspar Munk auf eine unheimliche Stimmung und hat den Mut, die Spannung nicht durch ironische Brechungen aufzulösen. Und das tut seinem Film, der auf dem ersten Band der gleichnamigen Fantasyreihe von Lene Kaaberbøl beruht, durchaus gut. Denn ein allzu junges Publikum hat er nicht im Blick. „Wildhexe“ richtet sich vielmehr an Zehn- bis Dreizehnjährige, für die die Geschichte von Clara über die spannenden fantastischen Elemente hinaus auch über die ersten Schritte ins Jugendalter und über einen Reifungsprozess erzählt.

In der vertrauten Gegenwart beginnt nach dem kurzen Intro die Haupthandlung. Die zwölfjährige Clara macht sich auf den Weg zur Schule, wo sie die Nähe zur Clique um die coole Josefine sucht und eine erste Schwäche preisgibt. Um von den Mädchen anerkannt zu werden, nimmt sie ihren besten Freund Oscar, der als Außenseiter zur Zielscheibe des Spotts wird, nicht in Schutz. Wie gut, dass Oscar nicht nachtragend ist, weil er es im Gegensatz zu Clara überhaupt nicht wichtig findet, Teil einer Gruppe zu sein. Doch Clara spürt längst, dass auch mit ihr etwas nicht stimmt und dass sie anders ist. Seit kurzem hat sie einen ungemein guten Geruchssinn und scheint sogar die Sprache der Tiere zu verstehen. Als sie auch noch von einer schwarzen Katze ins Gesicht gekratzt wird, ahnt ihre Mutter, was los ist und stellt Clara zum ersten Mal ihre Tante Isa vor. Denn Tante Isa ist eine Wildhexe und bildet angehende Wildhexen aus, die zu Wächterinnen der Wilden Welt werden sollen. Und alles deutet darauf hin, dass auch Clara eine solche Wildhexe werden kann.

Immer wieder beeindruckt „Wildhexe“ durch sein Szenenbild und die prächtigen Cinemascope-Aufnahmen, die dem Filme eine passende epische Note verleihen und sich an den Look großer Hollywood-Filmreihen anlehnen. Durch die Wirkung der Bilder rückt der Film damit auch seine Botschaft, die Umwelt zu achten und zu bewahren, angenehm unaufdringlich in den Mittelpunkt. Dazu zählt auch eine Szene, in der Clara das abgelegene Haus von Isa erkundet, bei der sie ihre Ausbildung antritt. Geradezu magisch wirkt dieses. Eine Zwischenwelt, in der die Harmonie zwischen Mensch, Flora und Fauna möglich scheint.

Zugleich leidet „Wildhexe“ aber darunter, dass er vor allem wie eine Exposition wirkt: Figuren werden eingeführt, weil sie vermutlich später eine große Rolle spielen sollen, bleiben aber weitestgehend noch Statist*innen. Eine der interessantesten Nebenfiguren ist dabei Claras Freund Oscar. Nicht, weil er sich als ziemlich anders entpuppt, als man zunächst glaubt, sondern weil er ein schönes Gegenbild zu vielen Protagonist*innen in Kinder- und Jugendfilmen darstellt: Oscar steht selbstbewusst zu seiner Rolle als Einzelgänger und sieht in dieser kein Problem. So viel Selbstvertrauen in die eigenen Ziele muss Clara erst noch lernen. Am Ende des Films, der einen soliden Einstieg in eine Filmreihe bieten könnte, ist spürbar, dass ihre Reise in ein neues Leben gerade erst begonnen hat.

Stefan Stiletto

 

 

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10+
Spielfilm

Vildheks - Dänemark 2018, Regie: Kaspar Munk, Kinostart: 25.10.2018, FSK: ab 6, Empfehlung: ab 10 Jahren, Laufzeit: 99 Min., Buch: Poul Berg, Bo Hr. Hansen, Kaspar Munk, nach dem Roman „Wildhexe – Die Feuerprobe“ von Lene Kaaberbøl, Kamera: Adam Wallensten, Schnitt: Anders Albjerg Kristiansen, Lars Therkelsen, Musik: Flemming Nordkrog, Produktion: Anni Faurbye Fernandez, Stinna Lassen, Verleih: MFA+, Besetzung: Gerda Lie Kaas (Clara), Sonja Richter (Isa), Signe Egholm Olsen (Claras Mutter Mille), Vera Mi Fernandez Bachmann (Kahla), Albert Werner (Oscar) u. a.

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