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Drachenreiter

Aus Cornelia Funkes wuchtigem Fantasy-Roman wurde ein konturloser Animationsfilm.

Immer weiter rücken die Menschen in unerschlossene Gebiete vor, um ihren Lebensstandard zu sichern. Natur und Tierwelt müssen weichen, und jetzt sind auch noch die letzten Drachen auf der Erde bedroht. Die mächtigen Fabelwesen sind gutmütig, das Kämpfen ist gegen ihr Wesen, doch Aufgeben kommt für den jungen Drachen Lung nicht in Frage. Zusammen mit Koboldmädchen Schwefelfell bricht er auf, um das sagenumwobene Drachenland „Saum des Himmels“ suchen. Dass sie in der Menschenstadt auf den freundlichen, aber einsamen Waisenjungen Ben treffen, ist ein Glücksfall, doch dass sie das Interesse des grausamen Ungeheuers Nesselbrand wecken, bringt sie in allergrößte Gefahr. Immerhin finden sie auf ihrer Reise um die halbe Welt bis zum Himalaya manchen Verbündeten, darunter sogar freundliche Menschen.

Schon vor mehr als 20 Jahren schrieb Cornelia Funke ihren spannenden Fantasy-Abenteuerroman über eine Welt, in der Menschen, Tiere und Fabelwesen leben und es in der Vielfalt des Miteinanders keinen Vorrang gibt. Jetzt wurde daraus ein Computeranimationsfilm, der sich bis zum großen Finale, Lungs Zweikampf mit Nesselbrand, ziemlich genau an die Vorlage hält – und doch ganz anders wirkt. Wo der Roman skeptisch und kritisch über die Menschen nachdenkt, die gedanken- und sorglos mit der Natur umgehen und kein Interesse an Fantasie haben, da jongliert der Trickfilm mit flachen Gags und skurrilen Neuerfindungen. Jetzt wird geskypet und im Internet geforscht, was nicht immer lustig wirkt, der an sich doch so grausame Nesselbrand pflegt selbstverliebt das Online-Dating, der intrigante Zwerg Kiesbart spricht gemütvoll im Ruhrpott-Slang, und die Indien-Episode gerinnt zur „voll krassen“ Ethno-Parodie mit der Stimme von Kaya Yanar. Auch die Figuren wurden sehr vereinfacht. So wurde aus Lung, dem schönen Silberdrachen, der seine Energie aus dem Licht des Mondes schöpft, ein rundlich-dickwanstiger Grinse-Dino mit Kulleraugen. Das ist alles zwar rasant erzählt, doch von Cornelia Funkes schöner Hymne auf Freundschaft und Toleranz blieb nicht allzu viel übrig.

Horst Peter Koll

 

© Constantin
7+
Animation

Drachenreiter - Deutschland 2020, Regie: Tomer Eshed, Kinostart: 15.10.2020, FSK: ab 0, Empfehlung: ab 7 Jahren, Laufzeit: 91 Min. Buch: Johnny Smith, Tomer Eshed, nach dem Roman von Cornelia Funke. Kamera: Olaf Aue. Musik: Stefan Maria Schneider. Schnitt: Rikke Marlene Nielsen, Jens Prausnitz. Produktion: Constantin/Rise FX South Studios/Lumatic Animation & VFX/Cyborn. Verleih: Constantin.

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